Mehr Mathe-Lehrkräfte für Sachsen-Anhalts Schulen
An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg startet die zweite Bewerbungsrunde für die berufsbegleitende Qualifikation von Mathematiklehrkräften für Sachsen-Anhalt. Lehrerinnen und Lehrer, die als sogenannte Seiteneinsteiger bereits in einem Fach an weiterführenden Schulen im Land arbeiten, können sich ab sofort für das Schuljahr 2021/22 für das Qualifikationsprogramm bewerben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Qualifizierungsprogramms für seiteneinsteigende Lehrkräfte erhalten nach 4 Semestern (Sekundarschule) bzw. 5 Semestern (Gymnasium) und einer Abschlussprüfung die zusätzliche Unterrichtsbefähigung im Fach Mathematik. Während der Weiterbildung unterrichten sie weiter an ihren Schulen, ein Tag pro Woche steht ihnen als Studientag zur Verfügung.
Für den ersten Kurs an der Universität Magdeburg im Herbst 2020 gab es fast 50 Bewerbungen, 30 Frauen und Männer begannen die Qualifizierung, darunter auch der Diplomchemiker Ronny Syre: „Ich bin vor knapp 4 Jahren in den Schuldienst eingetreten. Dabei war mir von Anfang an klar, dass ich mich als Seiteneinsteiger weiterbilden muss, um den Anforderungen des Berufes gerecht zu werden. Als Naturwissenschaftler lag da Mathematik natürlich nahe und ich bin meiner Schulleitung sehr dankbar, dass sie mir trotz angespannter Personalsituation die Möglichkeit zur Kursteilnahme gegeben hat.“
Viel Engagement erforderlich
Die Doppelbelastung sei allerdings nicht zu unterschätzen. Das bestätigt auch Melanie Chadwick, die seit über einem Jahr an einer Gemeinschaftsschule als Seiteneinsteigerin schon Mathematik in den Klassen 5 und 6 unterrichtet: „Da der normale Schulbetrieb, was auch immer jetzt normal ist in der Coronazeit, für uns ja weiterläuft, ist Zeit also der kritische Faktor. Ein arbeitsfreies Wochenende hat man als Lehrer ohnehin nicht, mit dem Zertifikatskurs gibt es praktisch kein Arbeitsende mehr.“
Die mit dem universitärem Qualifizierungsangebot verbundenen Herausforderungen für alle Seiten seien der Universität natürlich bewusst, so der Rektor der Universität Magdeburg, Prof. Jens Strackeljan. „Die Belastung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist enorm und wir sollten darum ihr Engagement nicht hoch genug schätzen.“ Dennoch freue er sich, im kommenden Wintersemester wieder ein universitäres Lehramtsstudium für Seiteneinsteigende anbieten zu können, ein Baustein, um dem eklatanten Lehrermangel im Land zu begegnen. Doch auch für die Universität sei der Lehrgang ein Organisationsentwicklungsprozess, so Strackeljan weiter. Klassische Lernformate für grundständig Studierende mit erprobten Lehrformaten und -inhalten in den Studiengängen "Lehramt an allg. Schulen" oder "Beruf und Bildung" müssten in flexible Lernformen für eine äußerst heterogene Gruppe übersetzt werden. „Dieser Aufgabe wird sich die Uni in den kommenden Jahren weiterhin intensiv stellen müssen, um auf dem wachsenden Feld des lebenslangen Lernens zukunftsfähig aufgestellt zu sein.“
Das universitäre Qualifizierungsprogramm wird maßgeblich durch die Fakultät für Mathematik gestaltet, in enger Zusammenarbeit mit dem Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung ZWW. Ziel sei es, die Teilnehmenden bestmöglich, vor allem durch digitale Lernformate, zu unterstützen, so die Professorin Stefanie Rach, Mathematikdidaktikerin an der Fakultät. „Aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen, mit denen die Teilnehmenden in das Programm starten, sind eine möglichst individuelle Betreuung und dazu passende Unterstützungsangebote essentiell“, so Prof. Rach. „Wir stellen viele Materialien asynchron zur Verfügung, damit die Teilnehmenden sich die Qualifikationszeit neben Schule und Familie einteilen können.“