LSD und Magic Mushrooms gegen Depressionen?
Ein internationales Forschungsteam, zu dem auch der Neurophilosoph Juniorprofessor Sascha Benjamin Fink von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gehört, wird ethische, rechtliche und soziale Auswirkungen des Einsatzes bewusstseinsverändernder Substanzen, sogenannter Psychedelika, bei der Behandlung von Depressionen, Traumata und Abhängigkeiten in der Psychiatrie untersuchen. Ziel ist es, Chancen und Risiken einer Einführung dieser Substanzen in der Psychiatrie zu evaluieren und der Politik einen argumentativen Leitfaden als Entscheidungsgrundlage in der gesellschaftlichen Debatte zur Verfügung zu stellen.
Substanzen wie Lysergsäurediethylamid (LSD) oder Psilocybin, der Wirkstoff sogenannter Magic Mushrooms, führten zu intensiven Erfahrungen, die häufig als Bewusstseinserweiterung wahrgenommen würden, erklärt Jun.-Prof. Fink von der Fakultät für Humanwissenschaften der Universität. „Nach einer langen Phase der Ablehnung gibt es ein wachsendes Interesse hinsichtlich der Behandlung von Depressionen, Traumata und Substanzabhängigkeiten.“ Aufgrund vielversprechender erster Behandlungserfolge, insbesondere in der Depressions- und Traumatherapie, sei es realistisch, dass in Nordamerika und Europa in den nächsten Jahren Medikamente mit diesen Substanzen zugelassen würden.
Neben den großen Chancen könne die Gabe von Psychedelika im therapeutischen Kontext aber auch mit Risiken verbunden sein, so Fink weiter. „Personen, die diese Substanzen einnehmen, erleben geänderte Bewusstseinszustände. Welche Bedeutung diese haben, ist alles andere als gesichert. Auch scheinen Personen ungewöhnlich offen für Beeinflussungen zu sein, ebenso sind Veränderungen der Persönlichkeit möglich.“ Dazu komme, dass Psychedelika bereits in geringer Dosis langfristig Wirkungen zeigen könnten, so Fink: Sechs Monate nach einer einzigen Gabe von weniger als einem tausendstel Gramm zeigten sich noch emotionale und psychische Veränderungen. Unter anderem dies mache diese Substanzen zu so vielversprechenden Mitteln für langfristige Therapieerfolge.
Fink und sein Team wollen unter anderem herauszufinden, welche Konsequenzen erhöhte Beeinflussbarkeit, im Fachjargon Suggestibilität, und persönliche Transformationen für das Therapie-Setting haben sollte, so der Neurophilosoph. „Die offensichtlich vorhandenen Risiken bei der Nutzung von Psychedelika sollten nicht zu einem generellen Verbot führen. Unsere Aufgabe ist es, einen belastbaren wissenschaftlichen Leitfaden zu entwickeln, der die Risiken beim Einsatz minimieren kann, um diese Substanzen erfolgreich einsetzen zu können und weit verbreitete Formen psychischen Leidens zu mindern.“
Das Magdeburger Forschungsteam arbeitet dabei eng mit der Charité - Universitätsmedizin Berlin zusammen, an der Dr. Dimitris Repantis den Forschungsverbund leitet und an der gleichzeitig eine Studie zur Verwendung von Psilocybin, dem Wirkstoff in sogenannten Magic Mushrooms, bei therapieresistenten Depressionen läuft. „Damit sichern wir den praktischen Bezug und erhalten Input, was in der Praxis wirklich gebraucht wird“, erläutert Fink. „Parallel zu diesem medizinischen Hintergrund erhalten wir Rechtsexpertise von Kolleginnen und Kollegen der Universität Hamburg und Einsichten über anthropologische und soziologische Aspekte von Kolleginnen und Kollegen der RWTH Aachen, die es uns erlauben, darüber nachzudenken, wie ein künftiger Leitfaden sinnvoll in Rechtsprechung und gesellschaftliche Gestaltungsprozesse münden kann und ob sie von Teilen der Gesellschaft akzeptiert werden könnten.“ Fink hofft, mit diesem Team eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu schaffen und „Argumente zu liefern für eine informierte, breite gesellschaftliche Debatte über die Verwendung dieser bewusstseinsverändernden Substanzen.“
Das Projekt PsychedELSI: Preparing for the Psychedelic Renaissance: Ethical, Legal, and Social Implications of Neuropharmacology in Psychotherapy wird mit knapp 800.000 € für drei Jahre vom Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF) gefördert. Beteiligt sind neben der Universität Magdeburg die Charité - Universitätsmedizin Berlin, die Universität Hamburg, und die RWTH Aachen.
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