Gelebte Gastfreundschaft
Grit und Andreas Voigt hatten sich bereit erklärt, für diese Ausgabe des Campus-Magazins darüber zu sprechen, wie sie sich für Mitarbeiter aus dem Ausland engagieren, sie unterstützen und ihnen dabei helfen, gut und problemlos in der Stadt und an der Uni anzukommen. Wie eine ehrenamtliche Aufgabe. Aber, was die beiden tatsächlich machen, ist kein Dienst oder eine Notwendigkeit. Sie schließen einfach Freundschaften. Zum Beispiel mit der Physikerin Dr. Prabha Sana, die aus Bhopal in Indien nach Deutschland kam und am Lehrstuhl für Halbleiterepitaxie bei Prof. Dr. André Strittmatter tätig ist.
„Grit is my great friend in Germany“, sagt Prabha Sana. Kennengelernt hatten sich die beiden, als die Inderin für ihre kurzfristige Anreise in Magdeburg eine Wohnung im Internationalen Begegnungszentrum (IBZ) anfragte. Grit Voigt war für die Koordination der Wohnungen im Gästehaus der Uni zuständig als Prabha Sana für drei Monate dort wohnte. „Prabha ist mir direkt aufgefallen“, sagt die ehemalige Leiterin des IBZ, „sie weiß, was sie will, hat Deutsch gelernt und sich selbst eine Wohnung gesucht.“ „Grit hat mir geholfen!“, ergänzt die Gastwissenschaftlerin freudestrahlend.
Auf das Kennenlernen folgten bald gegenseitige Einladungen nach Hause, gemeinsame Opernbesuche und Ausflüge. „Wir haben Prabha mit auf den Storchenhof genommen“, erzählt Andreas Voigt, der am Institut für Verfahrenstechnik arbeitet und mit Grit Voigt verheiratet ist. „Wir haben dort ein Kartoffelfeld, das unsere Familie ehrenamtlich pflegt. Das haben wir von unseren Kindern übernommen.“ Die internationale Mitarbeiterin hat bei der Ernte geholfen und war begeistert: „Ich mag die deutsche Kultur. Deutsche haben ein anspruchsvolles Denken, aber gehen dann am Wochenende aufs Feld und ernten Kartoffeln. Egal, dass du Wissenschaftler bist.“
Als Koordinatorin der internationalen Studiengänge der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft gehört es für Grit Voigt zum Job, sich um internationale Studierende und Gäste zu kümmern. Einschreibungen, Visa, Mietverträge: Vor allem Dokumente und Prozeduren stellen für die internationalen Gäste aus dem Ausland immer wieder Herausforderungen dar. Und die Kultur.
„Wir kennen das ja selbst“, erklärt sie. Auch sie war mit ihrem Mann zweimal für längere Zeit Gast in einem anderen Land, zuerst in St. Petersburg, Russland, später in den USA. „Es gibt täglich viel Neues, etliche Hürden und Fettnäpfchen und es hilft sehr, wenn da jemand ist, der sich im Land auskennt und sagt: Ach, das ist doch gar nicht so schlimm. Und der einem erklärt, wie man es vor Ort richtig macht.“ Diese Unterstützung hatten sie selbst erfahren und geben sie jetzt hier in Magdeburg weiter.
Neue Buddys gesucht
Das Zusammenkommen von Menschen aus verschiedenen Ländern empfinden die Voigts als unglaubliche Bereicherung – Fremdsprachen anwenden, etwas über andere Kulturen erfahren und wunderbare Menschen kennenlernen. Prabha Sana und Andreas Voigt genießen ihre Freundschaft auch, weil die Physik sie verbindet. Oft hätten sie stundenlang über Halbleiterphysik, Sanas Spezialisierung, gesprochen.
„Ich würde mich freuen, wenn es Leute gibt an der Universität, die das auch machen wollen, internationale Gastwissenschaftler kennenlernen, Kontakte und Freundschaften knüpfen“, sagt Grit Voigt. „Leute, die sagen, okay wir tun uns zusammen – fünf, sechs – gemeinsam mit den internationalen Gästen Magdeburg erkunden, durch Sachsen-Anhalt wandern, gemeinsam Sport treiben oder Brauchtum und Kultur pflegen.“
Denn ein Buddy-Programm, wie für Studierende gibt es für Mitarbeitende und wissenschaftliche Gäste nicht – auch keinen Verein, wie IKUS, die Interkulturellen Studierenden. „Ein Verein muss es ja auch gar nicht gleich sein“, sagt Andreas Voigt. Sie seien auch schon in genug Vereinen, fügt er halb ernst hinzu. Aber ein Netzwerk. „Vielleicht melden sich auf den Artikel hin ein paar Leute, die Lust haben“, sagt Grit Voigt, „das wäre schön!“
Wer Lust hat, neue Kontakte zu knüpfen und in der Freizeit hin und wieder mit Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland und der Welt die Stadt zu erkunden oder Ausflüge zu organisieren, kann sich bei Grit Voigt per E-Mail melden.
von Julia Heundorf