Rudernd in die Selbstständigkeit
Als Henrik Pahlitzsch für sein Studium an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg aus der Heimat wegzog, ahnte er nicht, dass er bald Unternehmer sein würde. Die Idee vom ROWCYCLE - einem Mix aus Liegefahrrad und Ruderergometer - war zu der Zeit zwar bereits geboren, sollte aber nur für das eigene Training dienen. Heute sind sein Geschäftspartner, Michael Schmidtler, und er stolz darauf, die erste Kleinserie produzieren zu lassen.
Entstanden ist die Idee vom ROWCYCLE - zu deutsch „Ruderfahrrad“ - bereits 2011. Die gebürtigen Regensburger trainierten im Jugendkader des Rudervereins und waren auf der Suche nach einer alternativen Trainingsmethode für den Winter. „Sobald Eis auf dem Wasser ist, lässt dich kein Trainer mehr outdoor trainieren. Darum steht im Winter Indoortraining auf dem Ruderergometer an - das bewegt sich natürlich nicht, man rudert nur gegen eine Wand“, erklärt Henrik Pahlitzsch den Hintergrund der Erfindung. Bei sechs Trainingstagen pro Woche, davon vier Trainingseinheiten auf dem Ergometer, war die Sehnsucht nach einer Alternative so groß, dass Michael Schmidtler die Idee - unter das Ruderergometer Räder zu bauen - in die Tat umsetzte. Nach einigem Ausprobieren war bereits 2013 die erste Version des ROWCYCLE einsatzbereit - wenn auch mit schwerem Stahlrahmen. Schnell kam ihnen die Erkenntnis: Nur für den Eigengebrauch ist das Rad zu gut. „Bevor wir es vermarkten, wollten wir es aber leichter und schneller machen. Darum haben wir eine Crowdfunding-Aktion gestartet, um das Geld für einen Prototyp aus Aluminium zusammenzubekommen“, erinnert sich der 24-jährige Student. Das Geld kam zusammen und keine drei Jahre später hatten sie vier der Ruderfahrräder verkauft.
Produktion einer Kleinserie in Magdeburg
Während seines Bachelors im Fach Sport und Technik an der Universität Magdeburg hat Henrik Pahlitzsch das Start-up mit seinem Wissen aus dem Studium bei der technischen Entwicklung unterstützt. Anfang 2017 ist er dann voll eingestiegen. „Die Inhalte aus dem Studium kann ich super einbringen - auch aus dem Masterstudiengang Integrated Design Engineering, den ich jetzt an der Uni mache“, erklärt er. Auch die Angebote des Transfer- und Gründerzentrums (TUGZ) der Universität weiß der frisch gebackene Unternehmer zu schätzen: „Als Gründer musst du auf einmal über dein Fachwissen hinaus handeln. Über das TUGZ habe ich Workshops zum Thema Marketing und Vertrieb besucht, wir haben Messförderung erhalten und im FabLab - einem Fertigungslabor - unseren Prototypen weiter verbessern können.“ So gut, dass ROWCYCLE demnächst in Magdeburg und Regensburg in Kleinserie produziert wird.
Etwa 15 Räder werden dann zu kaufen sein. Neben Freizeit- und Leistungsruderern wird das Rad sicher auch andere Sportler begeistern - immerhin zählt Rudern zu den gesündesten Sportarten und ermöglicht bis ins hohe Alter ein perfektes Ganzkörpertraining. Gefühl und Funktionsweise seien wie beim Ruderergometer, mit dem Unterschied, dass man vorwärts fährt. „Um das ROWCYCLE zu bedienen, braucht man keine Rudererfahrung - es ist sehr intuitiv; auch die Lenkung durch Gewichtsverlagerung. Unser jüngster Nutzer war 11 Jahre, unser ältester 77. In einer Stunde schafft man zwischen 20 und 25 Kilometer und verbrennt etwa 900 Kalorien. Bei über 30 km/h Highspeed und Gangschaltung für Bergfahrten sowie einer Straßenzulassung ist auch der Fahrspaß garantiert“, weiß Henrik Pahlitzsch.
Zu sehen gibt es das ROWCYCLE und weitere studentische Projekte aktuell in der Ausstellung „Design trifft Maschinenbau“ des Masterstudiengangs Integrated Design Engineering im MDR-Landesfunkhaus.
Ina Götze