Sachsen-Anhalt - das unterschätzte Bundesland?
Sachsen-Anhalter haben eine anhaltend hohe Bereitschaft zur Wechselwahl, auch zugunsten von Protestparteien. Frauen sind im politischem Prozess nach wie vor unterrepräsentiert und nach dem ökonomischen Aufholprozess in den 1990er Jahren stagniert die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Die Sicherung der Daseinsvorsorge und die Implementierung einer jugendorientierten Regionalpolitik müssen gestärkt werden, um einem Demokratiedefizit entgegenzuwirken. Trotz seiner traditionsreichen Geschichte und der höchsten Dichte an Weltkulturerbestätten wurde das Ursprungsland der Reformation zur konfessionellen Diaspora. In Sachen erneuerbare Energien befindet sich das Land hingegen in einer bundesweiten Vorreiterrolle.
Das sind nur einige der Forschungsergebnisse in der von Politikwissenschaftler Dr. Roger Stöcker herausgegebenen und soeben erschienenen neuen Ausgabe der „Politischen Landeskunde Sachsen-Anhalt“. Die Publikation gilt als Standardwerk zu den Themen Politik, Geschichte, Kultur, Gesellschaft und Medien in Sachsen-Anhalt. Mitherausgeber ist Maik Reichel von der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt.
Die Besonderheiten Sachsen-Anhalts
„Sachsen-Anhalt ist ein Bundesland, das trotz seiner wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen weithin unterschätzt wird“, so Dr. Roger Stöcker vom Lehrstuhl für Politikwissenschaft der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. „Mit der gut 300 Seiten umfassenden Publikation wollen wir dem jungen Bindestrich-Land ein paar Konturen geben und Besonderheiten herausarbeiten, die das Land zwischen Arendsee und Zeitz ausmachen, aber auch, vor welchem Herausforderungen wir heute stehen“, so der Wissenschaftler.
An der Publikation waren zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg beteiligt, unter anderem der Historiker Prof. Mathias Tullner mit einem Beitrag zur Geschichte des Landes, der Politikwissenschaftler Prof. Michael Böcher mit einem Kapitel zur sachsen-anhaltischen Umweltpolitik, die Politikwissenschaftlerin Prof. Eva Heidbreder, die sich der EU-Politik des Landes widmet und Prof. Wolfgang Renzsch, der die Finanz- und Haushaltspolitik des Landes analysiert.
Vor fast 25 Jahren ist die erste „Politische Landeskunde Sachsen-Anhalt“ erschienen. Damals beschrieben die Texte den Umbruch und Neubeginn des jungen Bundeslandes. In den 16 Beiträgen der aktuellen Ausgabe werden nun auch die Geschichte, Kultur, Religion, Umwelt, Medien, die Repräsentanz von Frauen sowie die EU-Politik des Landes in den Blick genommen.
Das Buch „Politische Landeskunde Sachsen-Anhalt“ ist im Mitteldeutschen Verlag erschienen und ist im Buchhandel sowie in der Landeszentrale für Politische Bildung Sachsen-Anhalt unter der ISBN-Nummer 978-3963111587 erhältlich.