Das Fahrrad neu erfunden
Sattel, Rahmen, Lenker und Räder vom „Stadtfuchs“ sind sicher in Kisten verpackt wieder auf dem Heimweg nach Magdeburg. Auf der Hannover Messe ist das preisgekrönte Fahrradmodell des Urwahn-Designers Sebastian Meinecke eine Woche lang präsentiert worden. Erst kürzlich erhielt das urbane Fahrrad des Absolventen der Otto-von-Guericke-Universität den Red Dot Award „Best of the Best“. Die Kombination aus Design und Funktionalität behauptete sich in der Kategorie Product Design 2019. „Die Anerkennung für meine harte Arbeit, die mich in den vergangenen Jahren viel Schweiß und Tränen gekostet hat, bereitet mir große Freude und spornt mich an, die Branche mit weiteren Innovationen so richtig aufzumischen“, sagt der Gründer und Geschäftsführer der Urwahn Engineering GmbH Sebastian Meinecke.
Urwahn-Bikes-Team: Simon McKillop, Michel Pieczynski, Sebastian Meinecke (auf der Couch sitzend links), Ramon Thomas (auf der Couch sitzend rechts), Thomas Bublak (Couch Mitte) und Peter Finger (v. l.) (Foto: Christian Rößler)
Puristische Zweiräder
Und so fing alles an: Drei Studenten der Otto-von-Guericke- Universität Magdeburg hatten ein Faible für Fahrräder und eine Idee. Damals studierten Sebastian Meinecke und Konrad Jörß Sport und Technik und Marcel Pawlowski Maschinenbau. Sie entschlossen sich, ein neues Fahrrad zu konzipieren. Sebastian Meinecke arbeitete bereits an einem Projekt: Die Grundidee bestand darin, ein Fahrrad zu konzipieren, das den Ansprüchen des alltäglichen Gebrauchs ohne Einbußen des Designs angepasst ist. Ein weiteres Ziel bestand in der Zentralisierung der Produktion im nationalen Umfeld zugunsten der Qualität, Nachhaltigund Wirtschaftlichkeit.
Das Grundkonzept blieb über die Entwicklung hinweg erhalten. Beim ausgezeichneten „Stadtfuchs“ (rund 3.999 Euro Verkaufspreis, 30 Vorbestellungen seit Jahresbeginn) wurde jedoch noch eine Schippe drauf gelegt. Das Design wurde noch einmal ganzheitlich optimiert und weitere Features wie ein GPS-Trackingsystem im Sinne eines Diebstahlschutz integriert. Nach monatelanger Forschung zusammen mit dem Team war ein innovativer Rahmen das Ergebnis. Die Besonderheit an dem Urban Bike ist, dass der Vorder- und Hinterbau entgegen der traditionellen Trapezbauweise formschlüssig miteinander verbunden sind, um dem Hinterbau eine elastische Eigenschaft zu geben. Somit können Gewichtskräfte und Stöße kompensiert und der Fahrkomfort deutlich verbessert werden. Darüber hinaus ist das LED-Licht im Rahmen eingebaut und ein integriertes GPS-System überführt jeden Dieb. In der Gesamtheit der Komponenten also bestens für die Nutzung im urbanen Raum geeignet.
Der „Stadtfuchs“ aus der Magdeburger Fahrradschmiede. (Foto: Christian Rößler)
Die aufstrebende Stadt Magdeburg biete, so Sebastian Meinecke, nicht nur einen günstigen Wohnort, sondern auch eine gute Infrastruktur für das junge Unternehmen. Die Lage in Mitteldeutschland ist ebenfalls ausschlaggebend für den Weg, den die Fahrradteile nach ihrer Fertigung durch Deutschland zurücklegen.
Gründen an der Uni Magdeburg
Seit Dezember 2017 ist Sebastian Meinecke nun Unternehmer, gründete mit Ramon Thomas die Urwahn Engineering GmbH. Das mittlerweile internationale Projekt war einmal eine kleine Idee, die mit Hilfe des Transfer- und Gründerzentrums der Otto-von-Guericke-Universität umgesetzt werden konnte. Nach ihrem Konzept konnten die damaligen Studenten in einem der MakerLabs auf dem Campus einen Prototyp erstellen, ihn weiter ausbauen, erforschen und erschaffen. Urwahn-Chef Sebastian Meinecke: „Unser Stahlrahmen und die darin befindliche Elektronik werden ganzheitlich in Deutschland gefertigt, wobei der Zusammenbau sowie der Versand unserer Urwahn Bikes nahe Magdeburg stattfindet. Die genauen Standorte unserer Fertigungsstätten sind unser Betriebsgeheimnis.“