Seniorinnen und Senioren bringen Kinder in Bewegung
Sportwissenschaftlerinnen der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg haben eine großangelegte und generationenübergreifende Studie zum Nutzen gezielter Bewegungsförderung für die motorische und soziale Entwicklung von Vorschulkindern gestartet.
Im Rahmen des Projektes „SeKiB – Seniorinnen und Senioren bringen Kinder in Bewegung“, welches durch den Verband der Ersatzkassen im Rahmen der Initiative „Gesunde Lebenswelten“ gefördert wird, absolvieren ehrenamtlich engagierte Männer und Frauen der Generation 60plus mit Kindern in Kindertagesstätten und Sportvereinen in ganz Sachsen-Anhalt regelmäßig ein gezieltes Bewegungsangebot.
Ziel des Projektteams ist es, Bewegungsangebote dauerhaft im Kita-Alltag zu verankern und gleichzeitig die Vereinsstrukturen nachhaltig zu stärken, insbesondere in sozial benachteiligten Regionen in Sachsen-Anhalt.
„Wir möchten, dass Kinder frühzeitig in die Strukturen der Sportvereine eingebunden werden, um körperlich und sozial gestärkt aufzuwachsen“, betont Dr. Christiane Desaive vom Bereich Sportwissenschaft der Universität Magdeburg.
„Die Tendenz zu immer weniger Bewegung im Alltag bei Kindern nimmt erschreckend zu“, so die Wissenschaftlerin weiter. „Gut die Hälfte der Kinder zwischen vier und sechs Jahren verbringt, der AOK-Familienstudie von 2023 zufolge, unter der Woche mehr als eine halbe Stunde täglich vor dem Fernseher, einem Laptop oder anderen digitalen Geräten. Am Wochenende sind es sogar 77 Prozent. Die Folgen sind schwerwiegend. Neben Sprach- und Entwicklungsstörungen bei den jungen Kindern, kann eine häufige Nutzung digitaler Geräte und der damit verbundenen Bewegungsarmut zu psychischen Störungsbildern wie u.a. Angststörungen, Konzentrationsproblemen und Depressionen führen“, erklärt Dr. Desaive. „Auch körperliche Krankheitsbilder wie Übergewicht, Adipositas oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickeln sich durch Bewegungsarmut häufiger. Die Folgen sind sehr vielseitig und für die gesunde Entwicklung der Kinder schädlich. Das wollen wir unbedingt ändern.“
Die Seniorinnen und Senioren arbeiten nach einer Schulung als Übungsleiterinnen und Übungsleiter ehrenamtlich in den Vereinen. „Sportvereine werden ehrenamtlich geführt“, so die Wissenschaftlerin. „Kaum ein Sportverein ist darum in der Lage, am Vormittag Trainerinnen oder Trainer an Kitas oder Schulen zu schicken. Daher bieten sich fitte Seniorinnen und Senioren dafür sehr an.“ Das Projekt schaffe einen Nutzen für alle, so Desaive. Es nütze den Kindern, unterstütze die ältere Generation dabei, fit und aktiv und in der Mitte der Gesellschaft zu stehen und verhelfe den Vereinen zu neuen Mitgliedern und langfristig zu einem erweiterten Angebot für Kinder, die auch nach der Kita-Zeit im Verein aktiv bleiben und von den sozialen Strukturen profitieren könnten.
Für die kommenden Monate werden noch Sportvereine sowie engagierte Seniorinnen und Senioren gesucht, die Freude daran haben, Kinder in Bewegung zu bringen und dabei selbst aktiv zu bleiben. Interessierte können sich bei Prof. Dr. Elke Knisel oder Dr. Christiane Desaive melden.
Das Projekt „SeKiB – Seniorinnen und Senioren bringen Kinder in Bewegung“ wird durch den Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) im Namen und Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK), BARMER, DAK-Gesundheit, KKH Kaufmännische Krankenkasse, hkk – Handelskrankenkasse und der HEK - Hanseatische Krankenkasse gefördert.