Erklärung des Rektorats zum Ende der Hörsaalbesetzung
Die Besetzung des größten Hörsaals der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg wurde am Sonntag, 07. Mai 2023, friedlich beendet. Das Audimax der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg war seit dem Abend des 2. Mai 2023 im Rahmen der internationalen „End Fossil: Occupy!“-Kampagne durch das Aktionskollektiv OVGU von Studierenden besetzt. Diese richteten verschiedene klima-, sozial- und bildungspolitische Forderungen an die Universität Magdeburg sowie die Landes- und auch Bundespolitik.
Nach mehreren konstruktiven Gesprächen haben sich das Rektorat und die Studierenden darauf geeinigt, den Diskurs ab sofort außerhalb des besetzten Hörsaals fortzuführen und konkrete Formate geplant. So sagt das Rektorat die Teilnahme an einer vom Aktionskollektiv für den 10. Mai 2023 geplanten Podiumsdiskussion zu. Darüber hinaus wird schon am Montag, den 8. Mai 2023, ein Gespräch zwischen der Verwaltungsspitze, dem Aktionskollektiv und weiteren Stakeholdern zu den Themen Wissenschaftszeitvertragsgesetz und Arbeitsverträge von Studierenden geführt. Die Universität Magdeburg wird weiterhin die gesetzlichen Möglichkeiten nutzen, um soziale Aspekte bei der Gestaltung von Beschäftigungsverhältnissen zu berücksichtigen (z.B. Mindestvertragslaufzeiten). Eine stabile soziale Infrastruktur ist für viele Studierenden von existenzieller Bedeutung. Die Hochschulleitung wird sich im Rahmen ihrer Zuständigkeit nachdrücklich für Verbesserungen einsetzen. Bei einigen an die Landes- und Bundespolitik gerichteten Anliegen wird die Universität Magdeburg eine Kommunikation der Studierenden mit der Landespolitik unterstützen.
Insbesondere auf dem Gebiet des Klimaschutzes bekräftigte die Universitätsleitung, die Bemühungen um einen den Bedürfnissen an Lehre und Forschung ausgerichteten Klimaschutz deutlich zu verstärken. Die Universität Magdeburg hat bereits viele Formate und Prozesse auf den Weg gebracht: Es wurde eine Senatskommission Klima gegründet, Klimaräte wurden benannt und das vom Land geförderte Energiekonzept des Campus wird derzeit umgesetzt. Die Universität Magdeburg wird bis Ende 2023 eine Klimaschutzstrategie verabschieden, die darauf zielt, alle standortbedingten CO2-Emissionen bis 2030 deutlich zu senken. Für eine Universität mit technischem Profil und den zugehörigen Experimental- und Laborkapazitäten ist die Festlegung eines definierten Zeitpunktes zur Erreichung von Klimaneutralität unter Beachtung rechtlicher Vorgaben und der durch Artikel 5 des Grundgesetzes gesetzten Rahmenbedingungen eine enorme Herausforderung. Die Universität Magdeburg wird sich dennoch der Zielstellung eines klimaneutralen Campus stellen und dabei das Jahr 2030 als wichtiges Datum zur Erreichung anstreben. Dem Senat der Universität Magdeburg wird hierzu vor dem Sommer ein erster Entwurf vorgelegt. Das Rektorat wird die Arbeit der Senatskommission Klima mit obiger Zielstellung aktiv unterstützen. Mitglieder des Aktionskolletivs haben über die AG Klimaneutralität der Senatskommission die Möglichkeit, sich in diesen Prozess einzubringen.
Für die Umsetzung des ambitionierten Zieles einer massiven Reduzierung der CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 ist der Einsatz technischer und organisatorischer Maßnahmen und die Nutzung bzw. Erzeugung regenerativer Energien notwendig. Dabei müssen die Konsistenz von Prozessen erhöht und in weiterer Folge CO2-Emissionen durch den verminderten Einsatz von Primärenergie reduziert werden. Das ehrgeizige Projekt kann nur mit Engagement, Zielstrebigkeit und durch eine erfolgreiche Zusammenarbeit aller Beteiligten erreicht werden. Die Universität Magdeburg wird dafür den Energieverbrauch der Gebäude durch die Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen kontinuierlich reduzieren, den Einkauf von Energie auf grüne Energieträger umstellen, energieeffiziente Produkte und Dienstleistungen einsetzen sowie Tätigkeiten energieeffizient durchführen und die Verfügbarkeit von Informationen sicherstellen. Die Zielstellung einer Treibhausneutralität verlangt konkrete Zielvorgaben hinsichtlich der Verbräuche und Emissionen. Rektorat, Verwaltung und Senat werden in Kooperation mit dem Projekt KlimaPlanReal diesbezügliche Vorlagen erarbeiten und Beschlüsse fassen.
Der Campus gibt Menschen aus über 100 Nationen für ihr Studium einen Ort des Austausches und des Miteinanders, an dem kein Platz für Rassismus und Diskriminierung bestehen darf. Die verabschiedete Richtlinie gegen Diskriminierung und sexualisierte Gewalt wird in den nächsten Wochen gemeinsam zu einem präventiven Awareness-Konzept ausgebaut.
Die Universitätsleitung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg wünscht und fördert eine aktive Mitwirkung aller Mitglieder an diesen Diskussionen und lädt die Universitätsangehörigen dazu ein, sich in bestehenden und neuen Beteiligungsformaten verstärkt einzubringen.
Im Namen der Universitätsleitung
Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan, Rektor