Nach dem Krieg
In seiner an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg entstandenen Doktorarbeit beschreibt der Historiker Dr. Christian Landrock erstmals, wie sich eine mitteldeutsche Stadt mit den Folgen des Dreißigjährigen Krieges auseinandergesetzt hat. Am 28. Februar 2023 stellt er die Ergebnisse seiner Forschung in Form eines Buches im Guericke-Zentrum der Lukasklause vor.
Bisher gab es kaum Untersuchungen zu Wiederaufbaumaßnahmen nach einem der schrecklichsten Kriege in der deutschen Geschichte. Dr. Landrock analysierte erstmals den Wiederaufbau aus der Perspektive der Bevölkerung, des Stadtrats und des sächsischen Herrscherhauses. Ob dieser Wiederaufbau und die Wiederansiedlung nach den vielen Menschenverlusten erfolgreich waren, untersucht er anhand der geglückten Eingliederung von ehemaligen Söldnern und von Flüchtlingen in Zwickau. „Wie Magdeburg wurde die Stadt Zwickau im Dreißigjährigen Krieg stark zerstört und verlor viele Bewohnerinnen und Bewohner durch Kriegshandlungen, Seuchen und Flucht“, berichtet Dr. Christian Landrock, der seinen Master im Studiengang Europäische Kulturgeschichte an der Universität erwarb und sich während seines Studiums bereits mit den enormen Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf das Leben der Menschen in Magdeburg beschäftigt hatte. „Die Vorgänge im Zwickau der Zeit direkt nach dem Krieg können eine Vorlage für den Nachkriegsalltag in Magdeburg liefern und ein Anstoß für weitere Forschungen sein, da hier eine ähnliche Situation vorherrschte, so beispielsweise bei der Frage, ob sich in Magdeburg ehemalige Soldaten niederließen und wie sie aufgenommen wurden.“
| WAS: | "Nach dem Kriege – Die Nachkriegszeit des Dreißigjährigen Krieges am Beispiel der kursächsischen Stadt Zwickau, 1645–1670“, Buchvorstellung von Dr. Christian Landrock |
| WANN: | 28. Februar 2023, 17:00 Uhr |
| WO: | Guericke-Zentrum in der Lukasklause, Schleinufer 1, 39104 Magdeburg |
„In seiner Dissertation widmet sich Dr. Christian Landrock mit der erstmals kulturgeschichtlichen Untersuchung einer vormodernen Nachkriegszeit einem Forschungsthema, das so bislang nur für die Zeitgeschichte der beiden Weltkriege aufgearbeitet wurde“, ordnet Prof. Dr. Eva Labouvie, Inhaberin des Lehrstuhls für Geschichte der Neuzeit / Geschlechterforschung an der Universität Magdeburg und Doktormutter von Dr. Christian Landrock, ein. „Eine systematische wie inhaltliche Aufarbeitung der Nachkriegszeit von frühneuzeitlichen Kriegen, wie beispielsweise dem Bauernkrieg, dem Siebenjährigen Krieg oder der Spanischen Erbfolgekriege, fehlt bisher vollständig. Der Band leistet damit Grundlagenforschung für die mitteldeutsche, aber auch die deutsche und europäische Erforschung von Kriegen und ihren Folgen.“
Die Veranstaltung wird vom Bereich Geschichte der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg in Kooperation mit dem Kuratorium Friedensforum Johanniskirche Magdeburg durchgeführt, das anlässlich der Zerstörung Magdeburgs 1631 durch die Truppen Tillys von 2021 bis 2031 zu einem Jahrzehnt des Gedenkens aufgerufen hat.