Zwischen Bürgerakzeptanz und Wirtschaftlichkeit
Innerstädtischer automatisierter Shuttleverkehr findet eine hohe Akzeptanz unter den Nutzerinnen und Nutzern. Fahrgäste finden den ergänzenden Einsatz im öffentlichen Personennahverkehr ÖPNV als sicher, nützlich und legen großen Wert auf die Umweltfreundlichkeit der eingesetzten Shuttlebusse. Der überwiegende Teil der Nutzer würde die automatisierten Shuttlebusse auch ohne einen Operator an Bord nutzen. Kritisch werden Geschwindigkeit und Platzangebot gesehen. Eine Mehrheit würde den Shuttlebus regelmäßig nutzen und wären auch bereit, für eine Fahrt bis zu 2 Euro zu zahlen.
Das sind einige der Ergebnisse des von der EU und dem Land Sachsen-Anhalt geförderten Pilotprojektes AS-UrbanÖPNV an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Prof. Dr.-Ing. Hartmut Zadek und sein Team vom Lehrstuhl für Logistik erforschen seit Beginn 2020 den Einsatz eines automatisierten Shuttlebusses in der Landeshauptstadt Magdeburg. Über 2.600 Bürger nutzten im 2. Halbjahr 2021 die Gelegenheit, um von der Innenstadt aus über die Elbe in den Stadt- und Kulturpark Rotehorn zu gelangen.
Die detaillierten Ergebnisse der Nutzerbefragung sowie weitere bundesweite Erfahrungsberichte werden am 7. Juli 2022 gemeinsam mit der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH NASA und der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Vereinigung, Bezirksverein Mitteldeutschland auf einem Fachsymposium vorgestellt. Über 80 Fachinteressierte aus allen Landkreisen Sachsen-Anhalts und darüber hinaus haben sich bereits angemeldet, um sich dort über die künftigen Einsatzmöglichkeiten von automatisiert fahrenden Bussen und vor allem über die Voraussetzungen und infrastrukturellen Bedingungen zu informieren. Unter anderem wird auch die Netzwerk-Initiative „Intelligente Mobilität Sachsen-Anhalt (NIIMO)“ vorgestellt. Neben Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und einer Analyse der aktuell gültigen Zulassungsbedingungen für autonom fahrende Shuttlebusse steht auch die Akzeptanz durch die Bevölkerung im Mittelpunkt des Symposiums.
WAS: | Fachsymposium „Automatisiertes Fahren im ÖPNV“ |
WANN: | 7. Juli 2022, 10.00 – 16.30 Uhr |
WO: | AMO Kulturhaus Magdeburg, Erich-Weinert-Straße 27, 39104 Magdeburg |
Nach der Begrüßung durch den Rektor der Universität Magdeburg, Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan, werden Projektleiter und Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen und Verkehrsbetrieben, aus Wirtschaft und Wissenschaft Auswertungen weitere Praxisbeispiele zum automatisierten Fahren im öffentlichen Personennahverkehr aus anderen Bundesländern vorstellen. Abschließend gibt es eine Podiumsdiskussion zur Frage, wann und unter welchen Bedingungen ein Regelbetrieb automatisierter Shuttlebusse möglich sei.
In 2021 liefen die ersten Pilotprojekte Sachsen-Anhalts mit automatisierten Elektro-Shuttlebussen in der Stadt Stolberg im Harz und in Magdeburg. Die Busse „Thyra Floh“ und „Elbi“ der Firma EasyMile fuhren auf ausgewiesenen Pilotstrecken.
Ziel dieser Pilotprojekte ist es, operative Betriebsdaten zur Optimierung der Umlaufplanung und des Lademanagements zu erheben und auszuwerten sowie die Nutzerakzeptanz zu analysieren, die CO2-Einsparpotenziale durch den Einsatz elektrischer Shuttlebusse zu berechnen und die Wirtschaftlichkeit zu bewerten. Basierend auf diesen Erkenntnissen sollen Empfehlungen für den Einsatz und Betrieb derartiger automatisierter Shuttlebusse in Sachsen-Anhalt abgeleitet werden.
„Die EFRE-geförderten Pilotprojekte zum ‚Thyra Floh‘ in Stolberg/ Harz und ‚Elbi‘ in der Landeshauptstadt Magdeburg haben gezeigt, dass automatisiertes Fahren eine hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung findet. Damit leisten die Magdeburger Forscher wichtige Beiträge, die Zukunft der Mobilität neu zu denken“, so der Rektor der Universität Magdeburg, Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan.
Professor Hartmut Zadek, Leiter des Lehrstuhls Logistik: „Mit den Ergebnissen der beiden EFRE-Projekte AS-NaSA und AS-Urban-ÖPNV sowie den Forschungsarbeiten an der Betriebsleitzentrale sind wir dem Regelbetrieb von automatisierten Shuttlebussen ein großes Stück nähergekommen.“
Die Forschungsvorhaben „AS-UrbanÖPNV: Automatisierte Shuttlebusse – Urbaner ÖPNV“ und „AS-NaSA: Automatisierte Shuttlebusse – Potenzialanalyse Sachsen-Anhalt“ werden aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert.