Wie Luther auch Geschlechtergeschichte schrieb
Hat Martin Luther durch seine Ehelehren die Rollen von Männern und Frauen, Müttern und Vätern und die Vorstellungen von deren Zusammenleben neu definiert und bis in die Gegenwart geprägt? Begann mit dem Thesenanschlag auch eine Gender-Reformation?
Diese zentralen Fragen stehen im Mittelpunkt einer internationalen Tagung, die vom 29. Juni bis 1. Juli 2017 an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und als deren Beitrag zum Reformationsjubiläum stattfindet. Unter dem Titel „Glaube und Geschlecht – Gender Reformation“ setzen sich renommierte Experten und Expertinnen aus Kirchen- und Rechtsgeschichte, Geschichtswissenschaft, den Sozial- und Islamwissenschaften, Philosophie und des Kirchenrechts mit diesem wenig beachteten und doch prägenden Aspekt der Reformationsgeschichte auseinander. Zu den Vorträgen werden über 100 Gäste aus Deutschland, der Schweiz, England und Österreich auf dem Campus erwartet.
WAS: | „Glaube und Geschlecht - Gender Reformation“, Internationale Tagung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zum Reformationsjubiläum |
WANN: | 29. Juni bis 1. Juli 2017 |
WO: |
29. Juni 2017, 17.00 bis 19.00 Uhr Kaiser-Otto-Saal, Kulturhistorisches Museum, Otto-von-Guericke-Straße 68 - 73, 39104 Magdeburg 30. Juni und 1. Juli 2017, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Senatssaal, Gebäude 05, Raum 205, Universitätsplatz 2, 39106 Magdeburg |
Die Bedeutung der Reformation für die heutige Zeit
Die Tagung setzt sich intensiv mit den bis heute wirkenden Wechselbeziehungen zwischen Glaube und Geschlecht auseinander und hinterfragt die durch Religion begründeten und zugewiesenen Rollen von Männern und Frauen, ihre gesellschaftlichen Aufgaben und Lebenswege.
„Aus unterschiedlicher Perspektive werden wir - ausgehend vom protestantischen Frauen- und Männerbild - auch intensiv über die Wechselwirkungen von Glaube und Geschlecht in anderen Religionen wie dem Hinduismus, Buddhismus, Judentum und Islam diskutieren“, so die wissenschaftliche Leiterin und Organisatorin der Tagung, Prof. Eva Labouvie. „Die Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen der Vereinbarkeit vor allem nichtchristlicher mit den Gesellschafts- und Geschlechterordnungen christlich geprägter europäischer Länder dürfte vor dem Hintergrund der jüngsten Migrationsbewegungen zu den aktuellsten Fragen der Gegenwart zählen und erlaubt zudem möglicherweise Einsichten zur Förderung eines toleranteren und respektvolleren Miteinanders verschiedener Religionen.“
Die Magdeburger Tagung leiste einen wichtigen Beitrag zum Reformationsjubiläum, so Labouvie weiter, indem sie die Frage nach der Bedeutung der Reformation für eine noch heute gültige Geschlechterordnung fokussiere. „Die Reformation wurde durch das religiöse Engagement der Laien getragen. Ein Aufbruch, der Frauen völlig neue Handlungsmöglichkeiten eröffnete und die Geschlechterordnung in den europäischen Ländern nachhaltig veränderte. Bei der Frage nach ‚Glaube und Geschlecht‘ handelt es sich um eine sehr grundlegende Perspektive, ohne die die Agenda des Reformationsjubiläums nicht vollständig wäre.“