Promovendin in der Physik
Wenn Sie Paris hören, denken Sie da an Physik und Promotion? Juliane Klamser führte beides in die Stadt an der Seine. In einem zweistufigen Bewerbungsverfahren, wurden Promotionsprojekt und Kandidatin unter die Lupe genommen. Circa 60 von mehreren hundert Bewerbern freuten sich über die Zulassung. Darunter auch Juliane Klamser an der Ecole Normale Supérieur Paris (ENS) und der Université Pierre et Marie Curie.
Nun promoviert sie in der Arbeitsgruppe von Prof. Werner Krauth. Mit statistischen Simulationen aktiver Systeme versucht die junge Wissenschaftlerin die Phasenübergänge von Nichtgleichgewichtssystemen zu erforschen. Drei Jahre hat sie für ihre Doktorarbeit Zeit. „Diese Zeitgrenze hat mich fasziniert und herausgefordert“, erzählt die Wahl-Pariserin. Ihren Doktorvater lernte sie auf dem Physikalischen Kolloquium in Magdeburg kennen. Während eines Abendessens kamen sie ins Gespräch, und der Gast begeisterte die Physikerin für die statistische Mechanik. „Das war das Tolle, bereits als Studentin hatte ich Gelegenheit, auf internationalen Konferenzen die Ergebnisse meiner Bachelor-Arbeit vorzustellen“, erinnert sich Juliane Klamser. Auf ihrer ersten Konferenz wurde ihr Vortrag sogar mit der Drude-Medaille ausgezeichnet. Ein Preis, der unter den vortragenden Nachwuchswissenschaftlern der Konferenz vom Arbeitskreis Ellipsometrie (AKE) – Paul Drude e. V. verliehen wird.
Ein echter Glücksgriff
Physik stand an erster Stelle auf der Liste der Studienwünsche. Die Abiturientin wollte sich mit ihrem Studienfach nicht so einengen, wollte eine breite und fundierte Ausbildung, die viele Bereiche tangiert. „Viele Abiturienten ziehen Physik als Studienfach gar nicht in Betracht, weil sie keine Vorstellung davon haben, wie breit gefächert der Einsatz nach dem Studium ist“, weiß die junge Frau und zählt voller Begeisterung auf, „Unternehmens- und Finanzberatung, Umwelt, Gesundheitswesen, Sprachforschung, Elektrotechnik, Informatik, Neurowissenschaften und vieles, vieles mehr.“
Magdeburg stand übrigens nicht ganz oben auf der Liste der Wunschstudienorte. Bei Magdeburg aufgewachsen, war es nach dem Abi und einem Jahr in Vietnam so ziemlich das „Schlimmste“, in wohlbekannter Region zu studieren. „Magdeburg erwies sich aber als ein echter Glücksgriff für mich“, schätzt Juliane Klamser heute ein. „Die Studienbedingungen hier sind ausgezeichnet: kleine Studiengruppen, Professoren, die ihre Studierenden persönlich kennen, sich Zeit für sie nehmen, für sie da sind, sie bei der Prüfungsvorbereitung begleiten und sie eben auch mal zu Tagungen schicken, damit sie ihre Forschungsarbeiten vorstellen können.“ Zugegeben, einen Nachteil habe das Ganze auch gehabt, schmunzelt Juliane Klamser, mal eine Vorlesungen sausen lassen ging während ihres Studiums nicht. Das wäre gleich aufgefallen.
Das Sprachrohr der Studierenden
Ein Deutschlandstipendium erst von Pumpenhersteller WILO SE und dann vom Geschäftsführer der Wärmebehandlung GmbH Magdeburg, Hartmut Selicko, ermöglichte der engagierten Studentin einen etwas entspannteren Alltag, musste sie sich doch nicht mit mehreren Jobs finanziell über Wasser halten. Hartmut Selicko finanzierte ihr zudem die Reise nach Paris zum Vorstellungsgespräch an der ENS.
Mit viel Engagement arbeitete die Physikstudentin im Fachschaftsrat der Fakultät für Naturwissenschaften. Das war ihr sehr wichtig, denn vor allem bedeutete es, sich für andere einzusetzen. Gerade in der Zeit der Umstellung des Diplomstudiums auf das Bachelor- und Mastersystem gab es viele Gespräche mit Professoren und Dozenten. Immer fühlte sie sich ernst genommen. Und es gab Demos und Protestaktionen zu organisieren, gegen Haushaltskürzungen beispielsweise. „Diese Arbeit im Fachschaftsrat hat mir das Gefühl gegeben, etwas bewegt und verändert zu haben“, schätzt Juliane Klamser ein.
Die Halbleiterphysik begleitete die junge Frau durch ihr Bachelor-Studium (Hiwi- Jobs und Abschlussarbeit) und auch die ersten Semester des Masters. Sie lernte programmieren und wurde auf die statistische Mechanik aufmerksam, das Gebiet, auf dem sie schließlich ihre Master- Arbeit schrieb. Berufsstartern gibt sie mit auf den Weg, keine Angst vor einem Wechsel zu haben, sondern offen zu sein und die Veränderung als Möglichkeit zu betrachten. Manchmal komme dabei Überraschendes heraus.