Plattdütsch to go!
„Wolln wi Frünne sien?“ Nur noch wenige Sachsen-Anhalter werden diese Frage wohl verstehen. Denn, wurde noch vor 300 Jahren flächendeckend plattdeutsch in unserer Region gesprochen, verfügen heute nur noch die Älteren über Kenntnisse. Doch Plattdeutsch gehört zum Kulturerbe und wird sogar durch die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen geschützt. Mit einem ungewöhnlichen Projekt möchten auch Germanistikstudierende der OVGU Schülerinnen und Schülern die Regionalsprache Niederdeutsch wieder näher bringen.
„Wolln wie Frünne sien?“ fragt Igel Ben das Eichhörnchen Lilly, nachdem es aus Versehen über sie gestolpert ist. Auf einem handgezeichneten Bild sieht man Igel Ben, wie er einem rotbraunen Eichhörnchen mit puscheligen Ohren die Hand reicht. In dem Bilderbuch „Mit Lilly un Ben dorcht Jahr!“ wird die Geschichte ihrer Freundschaft erzählt, auf Niederdeutsch, dem so genannten Plattdeutsch.
Dieses von Studierenden geschriebene und gestaltete Buch ist Teil eines ungewöhnlichen Spiele- und Lehrpaketes in Form einer aus Kunststoff hergestellten Umhängetasche. Leuchtend grün mit dem unübersehbaren Schriftzug „Plattdütschbüdel“, enthält sie neben einer niederdeutschen Fibel auch ein Quartettspiel in Harzer Plattdeutsch und weitere Spiele, Lehrmaterialien und CDs.
„Das Ziel ist es nicht,
das Niederdeutsche
als Alltagssprache zurückzubringen,
sondern es als Kultursprache zu fördern.“
Dr. Saskia Luther von der ARBEITSSTELLE NIEDERDEUTSCH
An der Entwicklung und Gestaltung dieser Tasche haben die Wissenschaftlerinnen Dr. Ursula Föllner und Dr. Saskia Luther vom Institut für Germanistik und der Arbeitsstelle Niederdeutsch gemeinsam mit Studierenden gearbeitet. In Seminaren über den frühkindlichen Spracherwerb des Niederdeutschen entstanden so die Ideen für die Lehrmaterialien. „Die Studierenden entwickelten eigenständig Methoden, Konzepte und Materialien, die Kinder in Kitas und Schulen beim Erwerb der niederdeutschen Sprache unterstützen sollen. Die Ideen kamen dabei alle von den Studierenden, die viel Kreativität bewiesen und aktiv an der Produktion mitwirken konnten. Sie haben Bilder für das Bilderbuch gemalt, haben Geschichten und Lieder auf Plattdeutsch für eine CD eingesprochen und eingesungen, Quartettspiele entworfen und Fotos gemacht“, so Dr. Saskia Luther, die nicht nur Dozentin, sondern auch Referentin für Mundartpflege und -forschung beim Landesheimatbund ist. Einer ihrer Favoriten ist ein Kochbuch mit Lieblingsrezepten der Studierenden. „Ich wäre nie auf so etwas gekommen“, meint die Dozentin begeistert. Da die meisten der Studierenden selbst kein Platt sprechen, haben sie Kontakt zu Plattsprechern gesucht, von denen sie dann unterstützt wurden.
Das vom Land Sachsen-Anhalt geförderte Projekt vereint Wissenschaft mit der Pflege einer schwindenden Regionalsprache und soll Schulen und Kitas beim Vermitteln der niederdeutschen Sprache unterstützen.
Von Sahra Briese