Unterstützung in schwierigen Situationen
Seit 30 Jahren ist Frau B. in der Verwaltung tätig. Die Arbeit hat ihr immer Spaß gemacht – bis dann vor fünf Jahren eine Kollegin in den Ruhestand gegangen ist. Seitdem hat sie immer mehr Aufgaben übernehmen müssen, die sie zum Teil so belasten, dass sie zu Hause manchmal gar nicht mehr abschalten kann. Als sie sich an ihren Vorgesetzen wendet, fühlt sie sich überhaupt nicht verstanden. Ihre Erschöpfung nimmt zu – zum ersten Mal in ihrem Leben entwickelt sie Angst vor der Arbeit, leidet unter Konzentrationsschwierigkeiten und macht zunehmend mehr Fehler. In dieser Situation wendet sich Frau B. an die Psychosoziale Studierendenberatung PSB.
Bereits im ersten Beratungsgespräch erkennt sie, dass sie sich selbst meistens nach dem Prinzip „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ behandelt. Auf die Idee, ihre aktuelle Symptomatik ernst zu nehmen und sich krankschreiben zu lassen, ist sie noch gar nicht gekommen. Sie merkt, wie schwer es ihr fällt, Schwäche zuzugeben und andere um Hilfe und Unterstützung zu bitten – weshalb es ihr bisher auch nicht in den Sinn gekommen ist, mit Kolleginnen und Kollegen, die sie seit 30 Jahren kennen und schätzen, offen über ihre Situation zu sprechen.
Große Erleichterung über Lösung des Problems
Fünf Wochen später kommt Frau B. zum zweiten Beratungstermin und erscheint wie verwandelt: Sie erzählt, dass sie sich überwunden habe und u. a. mit einem früheren Vorgesetzten über ihre Probleme am Arbeitsplatz gesprochen habe. Dieser habe sich sofort angeboten, mit ihrem Chef zu reden. Nachdem sie während der ersten Tage ihrer Krankschreibung sehr unruhig gewesen sei, habe sie sich zunehmend mehr Zeit für Spaziergänge und Erholung gegönnt. Nach ihrer Rückkehr an den Arbeitsplatz sei es schließlich zu konstruktiven Gesprächen mit ihrem Chef gekommen und sie hätten Kompromisse gefunden, mit denen sie leben könne. Frau B. schreibt zum Abschluss der Beratung:
„Ich habe die PSB als einen geschützten Raum innerhalb der Arbeitswelt empfunden und bin sehr froh, dass es diese Einrichtung gibt. Ich fühlte mich sehr gut aufgehoben und mir wurde schnell geholfen. Nach mehreren Fehlschlägen an anderen Stellen empfand ich eine große Erleichterung darüber, mit meinem Problem ernst genommen zu werden und so unkompliziert Hilfe zu erhalten. Ich kann die PSB, in meinem Fall Frau Dr. Ackermann, uneingeschränkt weiterempfehlen!“
Seit über einem Jahr steht das Beratungsangebot der Psychosozialen Studierendenberatung am Hochschulstandort Magdeburg auch Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der der OVGU, des Uniklinikums und der Hochschule Magdeburg-Stendal zur Verfügung. Mittlerweile haben mehr als 40 Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedensten Arbeitsbereichen davon Gebrauch gemacht. Während in Fällen, in denen es um den Umgang mit auffälligen Studierenden oder um Schwierigkeiten in einem Arbeitsfeld geht, häufig ein oder zwei Telefongespräche genügen, kommt es bei persönlichen Anliegen in der Regel zu ein bis vier Gesprächen in der Beratungsstelle.
Oft erster Schritt zur weiteren Behandlung
Die meisten Ratsuchenden präsentieren komplexe Problemstellungen. Oft findet sich ein wechselseitiges Bedingungsgefüge zwischen einer familiären Belastungssituation (z. B. Trennung, schwere Erkrankung eines Angehörigen), psychosomatischen Symptomen (z. B. Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Erschöpfung) und Schwierigkeiten am Arbeitsplatz. Manchmal wird deutlich, dass der oder die Betreffende z. B. bereits eine Depression oder eine Angststörung entwickelt hat. Wie bei vielen Studierenden hat die Beratung auch schon bei etlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen dazu beigetragen, dass sie ihre Problematik besser verstehen konnten und sich – oft noch im Rahmen des Beratungsprozesses – um eine weiterführende psychiatrische und/oder psychotherapeutische Behandlung gekümmert haben.
Evelin Ackermann