Für eine nachhaltige Nutzung der Wälder
Politikwissenschaftler und Politikwissenschaftlerinnen der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg arbeiten gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Universität Dschang in Kamerun sowie der in Kamerun gegründeten Umweltorganisation FODER (Forêts et Développement Rural) an Konzepten für eine waldbezogene Klimapolitik in Zentralafrika. Im Rahmen des Forschungsprojektes Knowledge Transfer and Strengthening of Capacities in Global Change Context, kurz KnowGlobal, unterstützen sie den Wissenstransfer für eine nachhaltige und klimafreundliche Bewirtschaftung der Wälder in den zentralafrikanischen Ländern Kamerun, Gabun und der Demokratischen Republik Kongo.
Ziel der Forschungskooperation ist es, existierende Wissenstransferprozesse bei der Durchsetzung internationaler Klimaschutzprogramme zu untersuchen und zu erforschen, wie das enorme Wissen der lokalen Bevölkerung besser in klimapolitische Konzepte integriert werden kann. Dazu werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Magdeburg gemeinsam mit Masterstudierenden der Universität Dschang in Kamerun Feldforschungen durchführen und deren Ergebnisse hinsichtlich möglicher Erfolgsfaktoren für den Wissenstransfer auswerten.
„Es gibt in diesen Regionen große Chancen für eine umweltbewusste und klimafreundliche Politik“, erklärt der Projektleiter Prof. Michael Böcher, Inhaber des Lehrstuhls für Nachhaltige Entwicklung der Universität Magdeburg. „Das Kongobecken, zum Beispiel, beherbergt das zweitgrößte tropische Waldgebiet der Erde und hat eine wichtige Rolle als Sauerstoffproduzent, CO2-Senke und Biodiversitäts-Hotspot.“ Aus Sicht der politikwissenschaftlichen Forschung sei es überaus spannend, dass die zentralafrikanischen Staaten die Kommission für Wald im Kongobecken (COMIFAC) gegründet hätten, um nachhaltiger mit den Waldressourcen umzugehen. „Es gibt bereits internationale Programme, die darauf abzielen, die Wälder nachhaltig zu bewirtschaften.“
Beispielsweise gibt es die Initiative Reducing emissions from deforestation and forest degradation in developing countries (REDD+) der Vereinten Nationen. Sie soll Anreize schaffen, Wälder als Kohlenstoffspeicher zu schützen. Durch die Bereitstellung finanzieller Mittel soll es lukrativer werden, Waldflächen als CO2-Senke zu nutzen, anstatt den Wald abzuholzen und wirtschaftlich zu nutzen. Die Gelder für die Finanzierung von REDD+ stammen unter anderem aus Fonds der „Forest Carbon Partnership Facility“ der Weltbank. Allerdings entstünden bei der Umsetzung von REDD+ auch lokale Konflikte um den Zugang zu den Waldressourcen, insbesondere, wenn Eigentumsrechte unklar sind, so Böcher. Zudem seien die hierfür dauerhaft notwendigen finanziellen Ressourcen noch nicht gesichert und oft nicht hoch genug, um wirklich Anreize zu setzen, die Wälder stehen zu lassen.
„Politische Maßnahmen, die wirksam einen Beitrag zur nachhaltigeren Nutzung von Waldressourcen leisten, erfordern neue Konzepte und Kooperationen, die nur durch den intensiven Wissenstransfer von der globalen bis zur lokalen Ebene möglich werden“, so Politikwissenschaftler Michael Böcher. „Zentral ist dabei, das Wissen der lokalen Experten und der indigenen Bevölkerung zu integrieren. Nur so können wir zu tragfähigen, verwertbaren Lösungen kommen.“ Das sei aber oft schwierig, da es in vielen der untersuchten Staaten oft an wirksamen Governance-Strukturen fehle. Das Magdeburger Projektteam um Prof. Michael Böcher und Maria Enow Ayuk werden darum in den kommenden 24 Monaten gemeinsam untersuchen, wie das wissenschaftliche und technische Know-how der Bevölkerung vor Ort und von den lokalen Stakeholdern für die Umsetzung von Initiativen für eine nachhaltigere Waldbewirtschaftung sinnvoll genutzt werden kann.
Das Projekt KnowGlobal läuft bis Mitte 2025 und wird vom Center for International Forestry Research / International Center for Research in Agroforestry (CIFOR/ICRAF) im Rahmen des Programms Applied research in ecology and social sciences in support of sustainable management of forest ecosystems in Central Africa (RESSAC) finanziert.
Weitere Informationen gibt es online.