Eine Uni für alle?
Universitäten erkennen die Relevanz und das Potenzial von Diversität und einem inklusiven Arbeits- und Studienumfeld, können jedoch aufgrund von fehlenden personellen und finanziellen Ressourcen nur begrenzt aktiv werden, um diese Faktoren voranzutreiben. Zu diesem Schluss kommt die Studie „Eine Universität für alle – Universität und Diversität: Status Quo“, die Wissenschaftlerinnen der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg am Lehrstuhl für Internationales Management durchgeführt haben. Gleichzeitig kennt jedoch ein Großteil der Universitäten ihren eigenen Status Quo in punkto Diversität oftmals nicht, sodass Maßnahmen nicht zielgerichtet umgesetzt werden können. Und es fehlt eine Brücke zwischen Studierenden und Universität: Studierenden ist Diversität und Inklusion wichtig, von den Bemühungen ihrer Universität wissen sie allerdings oft wenig.
Von 2021 bis 2023 haben die Forschenden vom Lehrstuhl für Internationales Management den Status Quo des Engagements in Bezug auf Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion an deutschen Universitäten erfasst. „Dafür haben wir die diversitätsspezifischen Angaben auf den Webseiten von 76 öffentlich-rechtlichen Universitäten in Deutschland betrachtet“, erklärt die Projektleiterin Prof. Dr. Susanne Schmidt und Inhaberin des Lehrstuhls für Internationales Management. „Ergänzend befragten wir Mitarbeitende von Universitätsverwaltungen sowie Studierende der betrachteten Universitäten. Unser Bericht ist somit keine reine Momentaufnahme, sondern beleuchtet auch aktuelle Entwicklungen dieses dynamischen Themenbereichs.“
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass an den befragten Universitäten Diversität und Inklusion als wichtig erachtet wird, allerdings würden nicht alle Diversitätsdimensionen dabei im Fokus stehen, so Schmidt weiter. „Erfahrungen zu Maßnahmen der Gleichstellung von Frauen und Menschen mit Behinderungen liegen mehrheitlich vor. Andere Dimensionen wie Alter oder sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität werden als weniger relevant eingeschätzt.“ Weiterhin zeige sich, dass an den Universitäten gezielte Maßnahmen zur Etablierung eines inklusiven Arbeits- und Studienumfeldes in universitätsübergreifenden Diversitätsstrategien festgehalten seien, jedoch für die Umsetzung oftmals personelle und finanzielle Ressourcen fehlten. „Diese sind notwendig, um aktuelle Herausforderungen bei der Transformation, wie das Schließen von Datenlücken, die Festlegung von Verantwortlichkeiten und die Intensivierung der Kommunikation, zu bewältigen.“ Eine positive Erkenntnis sei, dass der Vergleich der Website-Daten von 2021 und 2023 bereits einen Aufwärtstrend hin zu mehr Diversität in den Universitätsleitungen und ein zunehmendes Engagement für Vielfalt zeige, so die Wissenschaftlerin.
Die Leiterin des Lehrstuhls für Internationales Management, Prof. Susanne Schmidt, und ihr Team haben die Diversitätsbemühungen von 76 öffentlich-rechtlichen Universitäten in Deutschland untersucht. (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)
Mit Diversität gegen den Fachkräftemangel
Vor dem Hintergrund von multiplen Krisen, Fachkräftemangel und immer vielfältiger werdenden Teamzusammensetzungen sind die Themen Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion, so Prof. Schmidt abschließend, wesentliche Erfolgsfaktoren auch für Organisationen, auch wenn es im öffentlichen Diskurs zumeist um privatwirtschaftliche Unternehmen ginge. „Dabei ist es ebenso wichtig, Bildungseinrichtungen in den Fokus zu nehmen, damit die zukünftigen Fachkräfte in einem diversitätsorientierten Studienumfeld lernen und ihr einzigartiges Potenzial entfalten können. Mit unserer Studie möchten wir die Entwicklungspotenziale in den Bereichen Vielfalt und Inklusion an Universitäten in Deutschland aufzeigen. Die Ergebnisse unterstreichen das Bewusstsein der Universitäten für die Relevanz von Diversität und Inklusion und sollen die Institutionen darin bekräftigen, ihr Engagement im Transformationsprozess strategiegeleitet zu intensivieren“, fasst Prof. Susanne Schmidt zusammen.