Frauen im Maschinenbau sollten keine Besonderheit mehr sein
Die Ingenieurinformatikerin Petra Kersting blickt auf ein Jahr Dorothea-Erxleben-Gastprofessur zurück.
Über ihre Arbeit und Erfahrungen an der Otto-von-Guericke-Universität sprach Andrea Jozwiak mit ihr.
Sie sind am Institut für Fertigungstechnik und Qualitätssicherung IFQ tätig. Was ist Ihr Arbeitsgebiet?
Ich beschäftige mich mit der Analyse, Simulation und Optimierung spanender Fertigungsverfahren wie Fräsen oder Schleifen. Während dieser Bearbeitungsprozesse können Effekte, beispielsweise Schwingungen des Maschine-Werkzeug-Werkstück-Systems, auftreten, welche zu einem schlechten Bearbeitungsergebnis führen und die Prozesssicherheit einschränken können. Eine simulationsgestützte Vorhersage dieser Effekte bereits vor der eigentlichen Fertigung kann zur Analyse der Prozesse und gegebenenfalls zur Optimierung beispielsweise von Prozessparameterwerten eingesetzt werden und damit zu einer optimierten Bearbeitung führen. Dazu entwickeln wir Simulationssysteme, mit denen eine Vorhersage beispielsweise von Prozesskräften oder -dynamik und der daraus resultierenden Oberflächenfehler möglich wird.
Sie sind Ingenieurinformatikerin und Expertin auf dem Gebiet der Produktionstechnik. Was reizt Sie an Ihrer Tätigkeit?
Die Ingenieurinformatik ist an der Schnittstelle zwischen Informatik und einer Ingenieurdisziplin angesiedelt. In meinem Fall der Produktionstechnik. Dieses Gebiet ist deshalb so spannend, weil so verschiedene Fachdisziplinen miteinander verbunden werden können. Dieser interdisziplinäre Austausch zwischen Experten aus verschiedenen Fachrichtungen liefert vielfältige Möglichkeiten zur Entwicklung von neuen Ideen. Das Arbeiten auf diesem Gebiet wird nie langweilig.
Die Entwicklung von Simulationsmodellen beinhaltet beispielsweise zu Beginn die Analyse von real auftretenden Problemstellungen, anschließend die Abstraktion der Prozesse und das Ableiten von geeigneten Modellen. Wenn beim Einsatz dieser Simulationssysteme wieder reale Prozesse optimiert und damit Verbesserungen im industriellen Einsatz erzielt werden können, dann ist damit eine große Bandbreite abgedeckt. Gerade die Mischung aus Grundlagenforschung, Modellentwicklung und industriellem Einsatz ist eine abwechslungsreiche und herausfordernde Aufgabe.
Wie haben Sie Ihre Forschung in die Arbeitsgruppe am IFQ eingebracht?
Eine gute Grundlage ist dadurch gegeben, dass wir auch schon vor meiner Gastprofessur gemeinsame Projekte zwischen dem Institut für Spanende Fertigung an der TU Dortmund und dem IFQ durchgeführt haben und diese auch weiterhin gemeinsam durchführen. So werden beispielsweise in dem EU-Projekt Intefix intelligente Spanvorrichtungen simulationsgestützt ausgelegt und eingesetzt.
Die Erxleben-Gastprofessur zielt auf die Förderung weiblicher Karrieren. Für wie wichtig halten Sie diese Förderung?
Die Dorothea-Erxleben-Gastprofessur stellt eine wunderbare Möglichkeit dar, ein Jahr lang eine andere Universität und ein anderes Institut kennenzulernen. Somit konnte ich in meiner bisherigen Zeit an der OVGU neue Kontakte knüpfen und wichtige Erfahrungen sammeln. Wünschenswert ist, dass über den Unterschied weiblich/männlich und auch über die ‚Besonderheit von Frauen im Maschinenbau‘ nicht mehr diskutiert werden müsste.
Vielen Dank für das Gespräch.