Zwischen Hightech und Handarbeit
Wie durch ein Museum führt uns Dipl.-Ing. Christian Paal über das Versuchsfeld im Gebäude 12. „Alles wird besser als es vorher war!“, sagt er. „Wir haben viele Wünsche beim Architekturbüro äußern dürfen und das wurde auch größtenteils berücksichtigt. Das ist dann einfach alles schön.“
Auch jetzt schon – mitten in den laufenden Bauarbeiten – beeindruckt das Versuchsfeld vom Institut für Fertigungstechnik und Qualitätssicherung: Die lichtdurchflutete Halle steht voll mit Maschinen. „Dieser Geruch hier“, sagt meine Kollegin, „wie im PA-Unterricht früher.“ Produktive Arbeit lernten die Schülerinnen und Schüler der DDR in der Schule. Einige Maschinen sehen tatsächlich aus, als stammten sie mindestens aus der DDR-Zeit.
Die Maschinenhalle im Gebäude 12 (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)
Andere sind so groß, dass man sie für kleine Campingwagen halten könnte. Sie sehen mit der hellen Verkleidung und den großen Scheiben ähnlich aus. Ein Symptom für die Arbeit in der Halle: „Studenten und Lehrlinge sollen mal diese modernen CNC-Maschinen bedienen“, Paal bleibt vor einer grünen Maschine stehen, „aber wer kann denn einer Maschine sagen, was sie tun soll, wenn er vorher im Kopf nicht weiß wie‘s geht.“ Deshalb müsse man das erstmal konventionell verstehen: fräsen, drehen, gießen. Und deshalb ist das Inventar eine gute Mischung aus Hightech und eigentlich museumsreifen Anlagen. Denn Hightech ist für die Forschung wichtig, Handarbeit für das Studium.
Christian Paal zeigt dem Presseteam der Uni Magdeburg die Baustelle im Gebäude 12 (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)
Christian Paal betreut die Renovierung. Sonst wäre er am 1. Oktober 2019 in den Ruhestand gegangen. Seit dem 1. September 1978 arbeitet er als Laboringenieur an der Uni. Das Gebäude 12 steht seit dem Ende der 50er Jahre auf dem Campus. Vom Ergebnis der Renovierung wird Paal nicht mehr viel haben.
Vor allem über neue Fenster könnten sich die Kollegen dann freuen, denn es sei regelmäßig moniert worden, es würde ziehen. „Zu DDR-Zeiten wären die noch ‚hundert‘ Jahre drin geblieben“, lacht er. Drin bleiben dafür die Geländer im Treppenhaus – sie sind historisch. Weil sie aber zu niedrig sind, um den aktuellen Sicherheitsvorschriften zu entsprechen, wurden im Westteil und werden im Ostteil eine Glasfront dahinter angebracht. Auch die Glasfront Richtung Norden bleibt – wird aber ein Stück nach hinten versetzt und neu verglast. „Im Prinzip bleibt die alte Hülle“, erklärt der Ingenieur, „aber die Elektrik wird neu, die Heizung, die Lüftung.“ Auch die Sicherheit wird erhöht, unter anderem durch feuerresistentes Glas.
Sanierungsarbeiten im Gebäude 12 (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)
„Hin und wieder kommt der Rektor mit Besuch und dann sage ich: Herzlich willkommen in meinem Versuchsfeld“, witzelt Christian Paal. „Denn irgendwie ist es MEIN Versuchsfeld.“ Den höchsten Besuch bekam das IFQ im Jahr 1999. Da war der Bundespräsident Johannes Rau zu Besuch. Paal hatte damals mit den Personenschützern und Spürhunden das Gebäude gesichert und später die Gäste durchs Gebäude begleitet.
Aber auch das Institut selbst erreichte zu DDR-Zeiten eine Art Prominenz: Es war Träger des Karl-Marx-Ordens. „An dem Orden hingen 15.000 DDR-Mark“, erzählt Christian Paal. „Die hat die Mannschaft damals einfach ‚verfressen‘.“ Mit dem Preisgeld hatte sich die Belegschaft einen Saal gemietet und ein Festessen bestellt.
Christian Paal hat nun die Aufgabe, den Umzug der Maschinen zu organisieren. Ein Teil wird mit Kunststofffolie eingepackt und bekommt zusätzlich eine eigene Holzhütte zum Schutz. Diese bleiben in der Werkhalle. Alle anderen Maschinen, Geräte und Werkzeuge müssen zeitweise woanders betriebsbereit untergebracht werden. Noch hat sich kein Unterschlupf finden lassen. Bis Januar 2021 soll die Renovierung planmäßig abgeschlossen sein – dann schon mit Christian Paals Nachfolgerin oder Nachfolger. Einen Wunsch hat der bisherige Laboringenieur: „Ich hoffe doch, dass sie mich dann zur Eröffnung einladen werden.“
von Julia Heundorf
Die Baumaßnahmen wurden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).