Spielerisch ein Unternehmen gründen
Spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie haben es Gesellschaftsspiele wieder in die Liste der Top 10 unserer Samstagabendbeschäftigungen geschafft. Egal ob die kultigen Klassiker wie Tabu, Phase 10 und Activity oder aufs Brett übertragene Escape- und Krimidinner-Games für zu Hause – die Bandbreite an Unterhaltungskunst ist riesig. Zu den Fans der Gesellschaftsspiele gehören auch Jakob Emmerling und Benjamin Steiger. Ihre Begeisterung geht sogar so weit, dass sie ein eigenes Spiel entwickelt haben und mit diesem nun die Küchentische von Familien erobern wollen.
Der Student der Uni Magdeburg Jakob Emmerling und Benjamin Steiger kennen sich bereits seit dem Kindergarten. Seit 11 Jahren spielen sie jede Woche zusammen Brettspiele. „Es macht einfach mehr Spaß ‚im echten Leben‘ beieinander zu sitzen und ein physisches Spiel in der Hand zu halten, als jeder für sich in seinem Zimmer zu sitzen und am PC zu spielen“, erzählt Jakob begeistert von der gemeinsamen Leidenschaft. „Letztes Jahr hatten wir durch die Pandemie viel Freizeit und haben uns aus Spaß überlegt, dass wir ja unser eigenes Spiel entwickeln könnten. Und so fing alles an.“
„Aldira“ haben sie ihre Kreation getauft. In dem strategischen Kartenspiel nehmen die Ureinwohner des Dschungeldorfs Aldira an einem alljährlichen Wettbewerb teil. Das Ziel ist es, sechs Früchte zu ernten. „Dazu müssen die Spieler:innen die exotischen Pflanzen kaufen, sie düngen, gießen und letztendlich deren Früchte ernten. Vor jeder Runde müssen sich die Spieler überlegen, welche Aktionen sie durchführen wollen. Um eine Aktion durchzuführen, bieten die Spieler verdeckt mit ihren Handkarten“, erklärt Benjamin die Regeln des einsteigerfreundlichen Spiels. „Es ist gut als Familienspiel mit Kindern ab 10 Jahren geeignet und erfordert trotzdem genügend strategische Herangehensweise, damit auch Menschen Spaß daran haben, die regelmäßig Brettspiele spielen.“
Mit Unterstützung der Uni zum eigenen Unternehmen
Spaß hatten die beiden am Anfang weniger. Mit jedem Test wurde es aber besser, bis sie im FabLab der Uni Magdeburg erste Prototypen mit dem Lasercutter und 3D-Drucker anfertigen konnten. „Der Betreuer Tony Winkler war uns dabei eine große Hilfe. Er hat uns eine Einführung in die Maschinen gegeben und Tipps beim Erstellen unserer Dateien“, erinnert sich Jakob. „Irgendwann haben wir das Spiel mit Freunden und Familie getestet, aber auch mit anderen Spielegruppen. Wir haben immer weiter das Feedback eingeholt und das Spiel verändert, bis wir zufrieden waren.“
Mit Unterstützung der Uni Magdeburg haben die Studenten ihr Gesellschaftsspiel entwickelt und einen Unternehmensplan geschrieben (Foto: TUGZ / Uni Magdeburg)
Und wie sollte es nun weitergehen? Das wussten die beiden Spieleentwickler auch nicht so recht und haben sich darum Hilfe beim Transfer- und Gründerzentrum der Uni Magdeburg (TUGZ) gesucht, und gefunden: Die Gründungsberater haben sie bei allen Schritten in die Selbstständigkeit unterstützt – von der Wahl der Unternehmensform, dem Erstellen eines Businessplans, über die Kalkulation der Kosten bis hin zur Analyse des Marktes. „Wir haben viele Tipps für unser Marketing, Feedback zu unserem Branding und der Gestaltung unseres Spiels erhalten“, ist Benjamin dankbar für das Mentoring. „Das TUGZ hat mit uns auch unser Kampagnenvideo für Kickstarter erstellt und Fotos von unserem Spiel gemacht. Aber das Wichtigste, was uns das TUGZ gegeben hat, sind Zuversicht und Selbstbewusstsein. Sie haben uns das Gefühl gegeben, dass es möglich ist, unser Spiel zu produzieren und zu vertreiben.“
Das Gefühl wurde nicht enttäuscht: Aldira ist bereit für die Produktion. Mit einer Kickstarter-Kampagne wollen die Neuunternehmer nun die finanziellen Mittel dafür zusammenbekommen, damit es Spieleliebhabern wie ihnen bald Freude bereiten kann. Freuen dürfen sich diese bereits jetzt schon auf viele weitere Spiele aus dem Hause Emmerling-Steiger. Jakob Emmerling studiert im Master Integrated Design Engineering an der Uni Magdeburg und will nach seinem Abschluss hauptberuflich Brettspiele designen. Ideen dafür haben er und Benjamin noch viele.