Mit Digitalisierung gegen Fachkräftemangel
Den Einsatz digitaler Medien in der Aus- und Weiterbildung angehender Gesundheits- und Pflegefachkräfte haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg in den zurückliegenden drei Jahren im Verbundprojekt „Digital Medical Care (DiMediCa)“ untersucht. Gefördert wurde das Forschungsvorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Von der digitalen Patientenakte über Roboter im OP-Saal bis hin zur Diagnose via Smartphone – digitale Technologien werden im Gesundheits- und Pflegebereich immer wichtiger. Auf die Einführung und Nutzung digitaler Technologien im Arbeitsalltag müssen künftige Gesundheits- und Pflegekräfte bereits in der Ausbildung vorbereitet werden. Doch welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit der Einsatz digitaler Medien in der Ausbildung gelingt? Inwieweit verfügen Lehrkräfte im Gesundheits- und Pflegebereich bereits über digitale Medienkompetenzen? Welche Faktoren begünstigen Lehr- und Lern-Prozesse? Antworten auf diese Fragen suchte das interdisziplinär aufgestellte Team der Universität Magdeburg gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Hochschule Magdeburg-Stendal. Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit stellen sie auf einer Abschlusskonferenz am 6. September 2021 vor.
WAS: | Abschlusskonferenz zum Verbundforschungsvorhaben „Digital Medical Care (DiMediCa)“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und der Hochschule Magdeburg-Stendal |
WANN: | 6. September 2021, 9:00 bis 17:00 Uhr |
WO: | Festung Mark, Hohepfortewall 1, 39104 Magdeburg |
Eine Anmeldung ist online unter oder per Mail ist noch möglich. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Die Ergebnisse sind ernüchternd
In Deutschland sind nach Angaben der Bundesregierung über 40.000 Stellen in Pflegeeinrichtungen nicht besetzt. Deshalb werben Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Ausbildungsschulen mit Flyern und Broschüren oder auf Webseiten für eine Ausbildung im Gesundheits- und Pflegebereich. Die Forschenden haben u. a. auch die in solchen Werbematerialien verwendeten Bilder, Grafiken und Fotos analysiert. Die Ergebnisse waren ernüchternd, fasst Prof. Dr. Frank Bünning vom Bereich Berufs- und Betriebspädagogik der Universität Magdeburg zusammen, „denn sie zeigten, dass Digitalisierung nur wenig vorgelebt werde. Um den Nachwuchs neugierig zu machen auf diese wichtigen Berufsfelder, bedarf es einer zielgruppengerechteren Ansprache mit attraktivem und realistischem Informationsmaterial.“
In der Studie wurde die Nutzung von digitalen Lernmitteln in der Berufsausbildung untersucht (Foto: Shutterstock / goodluz)
Ein anderes Ergebnis benennt Prof. Dr. Astrid Seltrecht, Inhaberin der Professur Fachdidaktik Gesundheits- und Pflegewissenschaften der Universität Magdeburg: „Der direkte Zusammenhang zwischen dem Sich-etwas-Zutrauen im beruflichen Alltag und der Nutzung digitaler Medien im Unterricht ist den Lehrkräften oft noch nicht bewusst. Wir müssen sie deshalb stärker dafür sensibilisieren, welche Vorteile gutes E-Learning für die Ausbildung beruflicher Handlungskompetenz bringt. Denn der Einsatz digitaler Medien im Unterricht bedeutet nicht nur eine Verlagerung von Lehr-Lern-Prozessen von der grünen Tafel aufs Tablet, sondern muss als Chance begriffen werden, entscheidende Sicherheiten im Umgang mit den Medien zu vermitteln, um die Schülerinnen und Schüler auf die Nutzung digitaler Technologien in ihrem künftigen Berufsfeld vorbereiten zu können.“
Abgeleitet werden aus den Forschungsergebnissen konkrete Handlungsempfehlungen und Kriterien für die erfolgreiche Einführung und Nutzung digitaler Anwendungen im Unterricht an berufsbildenden Schulen, im Studium sowie in der Weiterbildung für Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen. Diese Leitlinien fassen die Projektteams derzeit in einem Buch zusammen, dessen Veröffentlichung für Mitte kommenden Jahres geplant ist.