Forschung für den Frieden
Wie wirken globale Krisen auf lokale Konflikte? Wie beeinflussen Kriege Geschlechter- und Machtkonstellationen? Wo gelangen politische Maßnahmen an ihre Grenzen? Und: Welchen Beitrag zu einer friedlicheren Welt kann die Friedens- und Konfliktforschung überhaupt leisten? Über 170 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden sich vom 17. bis 19. März 2021 auf dem Jahreskolloquium 2021 der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK) an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zu diesen Fragen fachübergreifend austauschen.
Die Expertinnen und Experten aus Universitäten und Forschungsinstituten im deutschsprachigen Raum sowie Angehörige von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) diskutieren aufgrund der aktuellen Umstände drei Tage im Format einer Online-Veranstaltung globale zwischenstaatliche Konfliktherde, deren Ursachen, Verläufe und mögliche politische Lösungen. Dabei werden verschiedene Perspektiven betrachtet, wie die Rolle der politischen Ökonomie und Ökologie, der Stadtforschung, Geschlechter- und Migrationsforschung, Geographie, Ethnologie oder der Kulturwissenschaften.
Wie beeinflusst die Corona-Pandemie die Krisen der Welt?
In den Workshops und Diskussionsrunden geht es um aktuelle Krisen- und Konfliktherde, wie die
- Gewalt gegen Frauen in Kenia,
- Landrechtskämpfe in Kambodscha,
- Rolle afghanischer Frauenrechtlerinnen,
- Gewaltausbrüche in Jemen,
- Verteilungskonflikte im globalen Uranabbau oder
- das internationale Verschweigen von Massenverbrechen in Teilen der Welt.
Ein besonderer inhaltlicher Fokus liegt in diesem Jahr auf dem Einfluss der Corona-Pandemie sowohl als Treiberin globaler und regionaler Konflikte als auch in ihrer Rolle beim Verdrängen von Aufmerksamkeit für langanhaltende Krisen.
Mit dem Jahreskolloquium 2021 organisiert der Lehrstuhl für Internationale Beziehungen der Universität Magdeburg erstmals dieses Format des wissenschaftlichen Austauschs, welches nur online stattfindet, dadurch aber einer wesentlich größeren Teilnehmerschaft zur Verfügung steht.
Während der Tagung wird zum 27. Mal der „Christiane-Rajewsky-Preis“ der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung e. V. verliehen. Die Auszeichnung richtet sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die in ihrer Masterarbeit oder Dissertation einen wesentlichen Beitrag zur weltweiten Friedens- und Konfliktforschung geleistet haben. Die Preissumme beträgt 1.250 Euro.
Die Krisen des 21. Jahrhunderts
„Das 21. Jahrhundert ist von vielfältigen globalen Krisen geprägt“, so Prof. Alexander Spencer, Organisator des Kolloquiums und Lehrstuhlinhaber Internationale Beziehungen der Universität Magdeburg. „Die Klima-, Energie-, Nahrungsmittelpreis- und Finanzkrise haben weltweit weitreichende Auswirkungen auf nationaler und lokaler Ebene, gehen potenziell mit Konflikten einher und können bestehende Konfliktlinien und -konstellationen verschieben. Auch internationale Institutionen und Regelwerke befinden sich (teilweise) in der Krise.“ Manche stellten multilaterale Kooperationen für ein sicheres, friedliches Zusammenleben in Frage. Regelwerke wie das humanitäre Völkerrecht oder grundlegende Menschenrechte würden missbraucht, um gewaltsames Eingreifen zu legitimieren, etwa mit Verweis auf den vermeintlichen Schutz von ‚Frauen und Kindern‘. „Diese Probleme und weltweiten Herausforderungen möchten wir gemeinsam im Rahmen der Tagung „Globale/ lokale Krisen als Herausforderung für die Friedens- und Konfliktforschung“ diskutieren.“